“der golem”, 2017

“Ein riesiger Koloss aus Lehm. Alt, ehrwürdig und furchteinflößend. Sein Auge kaum sichtbar, durch seine schiere Größe. Man kennt ihn nur noch aus Sagen und Geschichten, denn schon längst hat keines dieser Monster mehr das Licht der Welt erblickt. Doch nun stehe ich hier und sehe ihn vor mir, ganz klar. Ich blinzle, doch auch nach mehrfachem Hinsehen befindet er sich immernoch am selben Fleck. Doch etwas ist anders. Nichts erinnert mehr an die alte Welt. Aus Lehm wurde Metall und das altehrwürdige Auge, welches getrieben durch Magie des Blutes dem Biest Leben einhauchte ist verschwunden. Nun sitzt er dort ganz friedlich und starrt aus leeren Höhlen ins Nichts. Ihn treibt keine dunkle Magie oder schlechte Absicht keineswegs. Er kam um der Welt zu zeigen, dass es erst wieder Präsenz von altem ehrwürdigen braucht um darauf aufmerksam zu machen, dass sich das Böse keineswegs verkleinerte oder an Relevanz verlor. Es wechselte nur seine Gestalt. Heute muss es keine Menschen mehr töten oder fahlsichtigen Magiern gehorchen. Es reicht, wenn täglich neue Plastiktüten verwendet oder der Weg zur Arbeit mit dem Auto anstatt mit Bus und Bahn bewältigt wird. Konsum ist das neue Böse. Das Ekelerregende, widerliche und abstoßende Wesen, welches komplett unentdeckt bleibt, doch nicht ganz. Denn hier kommt der Golem ein altes Werkzeug des Bösen, was nun seine Bestimmung ändert, um den Menschen den richtigen Weg zu zeigen. Denn solange er weiter mit ausdruckslosem Blick friedlich ins Nichts starrend nur durch seine Anwesenheit den Menschen erinnert, dass das Böse nicht ruht, wird er in die Geschichte eingehen als der Gigant, der den Menschen half zu verstehen.”